Unter diesem Motto stand der DSAG-Jahreskongress 2023 vom 19. – 21. Oktober in Bremen, der als die größte – und vielleicht auch wichtigste –Veranstaltung in der deutschsprachigen „SAP-Welt“ gilt. Mehr als 5000 Besucher machten sich auf den Weg, um zu diskutieren, wie man den digitalen, technologischen, ökologischen und ökonomischen Wandel meistern und Veränderungen mit und bei SAP-Software und -Services erfolgreich gestalten kann. Die SAP-Cloud-Strategie und der damit steigende Druck, Kunden in die Cloud zu bewegen, bildete ein prägendes Thema der drei bewegten Tage.
SAP Vision 2025: SAP setzt auf Cloud-Wachstum – maßgebliche Innovationen nur noch in der SAP-Cloud
SAP hat ehrgeizige Pläne für die Zukunft angekündigt: Das Ziel lautet, den Cloud-Umsatz bis 2025 um mehr als 23 Prozent jährlich zu steigern. CEO Christian Klein verriet in seiner Keynote, dass das Unternehmen bereits auf dem besten Weg sei, diese Zielmarke zu übertreffen. Die Vision 2025 ist eng mit SAPs Cloud-Strategie verbunden, da Innovationen wie Künstliche Intelligenz und die Nachhaltigkeitslösung Green Ledger künftig nur ebendort verfügbar sein werden. Christian Klein zufolge setzt SAP auf die Cloud, erkenne aber die Notwendigkeit an, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden zu berücksichtigen. Die Ankündigung von SAP, maßgebliche Innovationen zukünftig nur noch Kunden mit einem RISE- oder GROW-Vertrag zur Verfügung zu stellen, sorgte für heftige Diskussionen in den Reihen der Anwender. „SAP lässt viele treue Kunden im Regen stehen“, konstatierte Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zum Auftakt des Jahreskongresses. Und wie sich später herausstellte, werden die Innovationen selbst SAP Cloud Kunden nur gegen zusätzliches Entgelt in speziellen Editionen bereitgestellt.
Die Realität bei den SAP-Kunden
Die Gegenwart in den Unternehmen hingegen sieht anders aus. Jens Hungershausen hielt den Zukunftsvisionen in seinem Vortrag entgegen, dass SAP-Kunden trotz der ehrgeizigen Cloud-Strategie weiterhin alle Optionen haben sollten. Auch die Flexibilität bei der Bereitstellung von Innovationen sei entscheidend. Laut einer Umfrage der DSAG nutzen 2023 satte 89 Prozent aller Kunden immer noch SAP-ERP-Lösungen On-Premise. Etwa 50 Prozent haben bereits auf SAP S/4HANA migriert, und lediglich elf Prozent setzen auf SAP ERP aus der Cloud. Diese Zahlen zeigen, dass die Realität eine andere ist, als SAP sie gerne hätte – und dass sie vielfältig ausfällt.
Aus der Key Note von Jens Hungershausen
SAP-Wartungskosten steigen ab 2024: Herausforderungen und Hoffnungsschimmer
Ab 2024 plant SAP, die Wartungskosten für Softwarelizenzen abhängig vom lokalen Verbraucherindex erneut um bis zu fünf Prozent anzuheben. Dies markiert eine bemerkenswerte Veränderung in der Preisgestaltung des Unternehmens. SAPs neuer Finanzchef Dominik Asam argumentiert, dass diese Anpassung notwendig ist, da SAP zuvor Kostensteigerungen aufgefangen und die Kunden „verwöhnt“ habe. Doch nun sei es an der Zeit, die Inflation an die Kunden weiterzugeben, was auch künftig zu regelmäßigen Preiserhöhungen führen könnte.
Bemerkenswert ist dabei, dass SAP mit den On-Premise-Wartungsverträgen signifikant mehr Geld verdient als mit seinem sonstigen, im Vergleich zu den meisten anderen Industriebetrieben mit mehrfach höheren Profitraten ausgestatteten Geschäft. Man kann fast von einer „Lizenz zum Gelddrucken“ sprechen: SAP verdient „unverschämt“ viel mit seinem Support – ohne dass Inhalte und Qualität dem immer entsprechen.
„Die Kunden sind besorgt, dass der Mehrwert der SAP-Supportleistungen nicht im gleichen Maße wie die Preise gestiegen ist“, so Thomas Henzler, Fachvorstand der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Er betont diese Sorge und fordert mehr Transparenz bei den Kosten. Trotz dieser Bedenken gibt es einen positiven Aspekt: SAP hat die Wartung für SAP S/4HANA bis 2040 zugesichert, was als die längste Wartungszusage für eine Softwarelösung auf dem Markt gilt. Dies bietet Unternehmen, die auf SAP S/4HANA setzen, Planungssicherheit.
Quo vadis, SAP Kunde?
In den kommenden Jahren werden Unternehmen und öffentliche Auftraggeber entscheiden müssen, wie sie auf die steigenden Wartungskosten und den Wandel der SAP-Geschäftsstrategie mit ihrem fast schon brachialen Zug(-zwang) in die Cloud reagieren. Einige Kunden hat SAP auf dem Weg nach SAP S/4HANA und in die Cloud bereits verloren– zumindest teilweise, indem diese für ihre CRM-Lösungen, HCM-Prozesse, Reiseplanung und -abrechnung sowie Data Warehouse und Analytics bessere und günstigere Lösungen von Drittanbietern gewählt haben, die sie mit ihrem SAP-Kern verbinden. Die Balance zwischen Kosten und langfristigen Zusagen wird entscheidend dafür sein, wie SAP-Kunden ihre Geschäftsstrategien und Budgets weiter gestalten. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich Preiserhöhungen und Strategiewechsel auf die Kundenbeziehungen und die Nutzung von SAP-Software auswirken werden.
Wie sehen die „Daumenschrauben“ im Detail aus, die SAP seinen On-Premise-Kunden anlegt, um noch mehr Geld mit ihnen zu verdienen oder sie in die SAP-Cloud zu drängen?
Neue SAP-Regeln für den S/4HANA-Umstieg
Seit Juli 2023 hat SAP die Spielregeln für den Umstieg auf SAP S/4HANA verändert, was vor allem Produkt- und Vertragskonvertierungen betrifft.
Ende der Produktkonvertierung
Die Produktkonvertierung ist nicht mehr uneingeschränkt möglich. Seit Q2/2023 stehen die Lizenzen „7018538 SAP S/4HANA Enterprise Management for ERP customers“ oder „7018105 S/4HANA Foundation – Promotion“, die für die Produktkonvertierung notwendig sind, nicht mehr auf der Preisliste. Diese Tatsache stellt Kunden ohne diese Lizenzen vor Herausforderungen – und zwingt sie zur Contract Conversion oder zum Wechsel in die SAP Cloud.
Contract Conversion: Das Milkshake-Prinzip
Die Contract Conversion erfordert das „Milkshake-Prinzip“, bei dem 100 Prozent der bisherigen Wartungsbasis beibehalten werden müssen. Seit Juli 2023 werden jedoch nur noch 80 Prozent angerechnet, was bedeutet, dass die neue Wartungsbasis mindestens 25 Prozent höher sein muss als die alte. Diese Reduzierung wird jährlich um weitere zehn Prozent verschärft. Für viele SAP-Bestandskunden, die den Lizenzumstieg auf SAP S/4HANA noch nicht vollzogen haben, bedingt dies eine deutliche Verteuerung durch notwendige Investitionen, erhöhte Abschreibungen und gestiegene Wartungskosten.
Profitmaximierung und Druck, in SAP-Cloudlösungen umzusteigen
Dies alles ist sicherlich eine ganz bewusste Strategie der SAP, um entweder deutlich höhere Erlöse aus dem „alten“ On-Premise-Geschäft zu erzielen oder die Kunden in die SAP-Cloud zu drängen.
Der Standpunkt der DSAG
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) setzt sich im Arbeitskreis Lizenzen dafür ein, dass User nicht wie ERP-Materialien behandelt werden. Sie plädiert dafür, dass User in Kombination mit der Flat-Rate immer zu 100 Prozent angerechnet werden, ohne dass eine finale Vertragskonvertierung notwendig ist.
Unsere Empfehlungen für Ihr Unternehmen
- Prüfen Sie, ob Vertrags- oder Produktkonvertierungen noch in 2023 durchführbar sind.
- Achten Sie auf Sprungmarken der Volumenrabatte und erwarten Sie ähnliches für Individualrabatte.
- Beachten Sie, dass die SAP bei Anrechnung von bestehenden Lizenzen nicht unter zwei Prozent des Bruttolistenpreises geht.
- Stellen Sie Ihre SAP-Strategie auf den Prüfstand und evaluieren Sie, insbesondere für NON-ERP-Software, alternative Lösungen.
Unternehmen müssen ihre SAP-Umstiegsstrategien sorgfältig überdenken, auch um die besten Konditionen zu erzielen und die Herausforderungen dieser neuen Regeln zu bewältigen. Die Anpassung an diese Veränderungen ist von großer Bedeutung.
Das kompetente SAP-SAM-Team von HiSolutions steht Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Vereinbaren Sie einen Termin für eine kostenfreie Erstanalyse und Beratung – ohne Vertragsklauseln, Risiken und Nebenwirkungen, dafür mit Erfolgsgarantie! Unter HiSolutions.com/SAP finden Sie mehr Informationen zu unseren Leistungen.