Der Begriff Service Provider License Agreement (SPLA) begegnet einem immer wieder im Zusammenhang mit Microsoft und Dienstleistungen, die über einen Hoster bezogen werden. Aber was steckt dahinter und was bedeutet SPLA, wo liegen die Chance und Möglichkeiten, aber auch die Herausforderungen in diesem speziellen Bereich?

Das Service Provider License Agreement ist eines der drei Hauptvertrags- und Lizenzmodelle (On-Premise / CSP-Cloud / SPLA) der Firma Microsoft. Es zielt auf die besonderen Bedarfe und Rahmenbedingungen von Dienstleistern und Hostern ab und bietet so die Möglichkeit, deren Kunden flexible Services inklusive der dafür notwendigen Lizenzen anzubieten. SPLA ist also kein klassisches Endkundenlizenzmodell.

 

Nützliche Links

Übersicht zum SPLA Programm https://www.microsoft.com/de-de/Licensing/lizenzprogramme/spla.aspx
Service Provider Use Rights https://www.microsoft.com/en-us/licensing/product-licensing/products.aspx

 

Vielfältige Chancen für Dienstleister und Kunden

Im Prinzip können alle Produkte, welche auch im On-Premise-Sektor verfügbar sind, via SPLA bezogen werden. Jedoch kann es erforderlich sein, für die Nutzung einiger Produktgruppen den Basisvertrag um standardisierte Amendements (d. h. Änderungen oder Ergänzungen) zu erweitern.

Die Lizenzierung erfolgt dabei stets auf einer monatlichen Mietbasis, welche sich anhand konkret gemessener Verbrauchsdaten ermittelt. Dabei beinhaltet eine SPLA-Lizenz auch immer Software Assurance. Das bedeutet der Kunde kann – solange er die Lizenz bezieht – immer die aktuellste Version der Software einsetzen.

Dies hat verschiedene Vorteile und bietet Chancen, beinhaltet aber auch eine Reihe von Herausforderungen.

Da der Dienstleister im Falle von SPLA der Lizenznehmer ist, handhabt dieser auch das erforderliche Lizenzmanagement und ist Ansprechpartner im Falle von Audits. Der Kunde des Dienstleisters wird von diesen Aufgaben entlastet und kommt damit nicht in Berührung.

Die Integrationsmöglichkeit der Lizenzen in einen Service des Dienstleisters hat darüber hinaus zur Folge, dass die Lizenzierung für den Kunden völlig unsichtbar werden kann und er nur noch den Service als solchen wahrnimmt. SPLA kann also die Grundlage für aktuelle Servicemodelle wie IaaS (Infrastructure as a Service), PaaS (Plattform as a Service) oder SaaS (Software as a Service) sein.

Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Server-Plattformlizenzierung durch die Datacenter-Produkte Windows Server Datacenter, Core Infrastructure Suite Datacenter (CIS) und System Center Datacenter in einer virtualisierten Umgebung. Hierbei werden die Hosts insgesamt einmal auf physischer Ebene lizenziert, unabhängig von der Anzahl der virtuellen Gast-Server und der Anzahl der Kunden. Auch die Zuordnung der virtuellen Gast-Server zu bestimmten physikalischen Hosts („90-Tage-Regel“) spielt in diesem Fall keine Rolle. Der Dienstleister braucht lediglich den Lizenzbedarf der physikalischen Hosts zu decken und ist frei in der Umlage der Kosten innerhalb seines Servicemodells für seine Kunden.

Auch aus Kostensicht bietet SPLA einige interessante Ansatzpunkte für Dienstleister und Kunden. Aufgrund seiner Charakteristik als Mietlizenz fließen SPLA-Lizenzen nicht in die buchhalterische Abschreibung, sondern in den betrieblichen Aufwand ein. Kunden, welche entsprechend langfristige Investments in Kauflizenzen nicht wünschen, jedoch den Gang in die Cloud scheuen, bietet sich mittels SPLA also eine Alternative zur Cloudnutzung.

Ein weiterer Vorteil zeigt sich bei der monatlichen dynamischen Abrechnung der Lizenzen anhand der tatsächlichen Bedarfe. Hierdurch fallen in Zeiten geringer Lizenzbedarfe beim Kunden auch geringere Kosten an. Genauso können in Zeiten hoher Bedarfe, die eine temporäre Erhöhung der erforderlichen IT-Ressourcen erfordern, diese angepasst werden, ohne das hierbei langfristige Lizenzkosten entstehen.

Dieser fehlende Zwang zur langfristigen Bindung durch den Wegfall von Kauflizenzen stellt einen weiteren Vorteil im Rahmen des Vertragsverhältnisses zwischen Kunde und Dienstleister dar, da hierdurch skalierbare Lösungen ermöglicht werden.

In Summe ist SPLA also ein sehr flexibles Lizenzmodell, das sich auch in Kombination mit On-Premise-Beistellungen oder in Kombination mit Cloud Services nutzen lässt. So können etwa (je nach Anforderung) Datenbank-Lizenzen in einem Azure Service durchaus aus dem SPLA-Lizenzmodell kommen.

 

SPLA ist herausfordernd in der Umsetzung

Diese einerseits gewonnene Flexibilität führt jedoch andererseits zu einer Reihe von Herausforderungen, denen sich ein SPLA-Dienstleister und Betreiber stellen muss.

Vertraglich muss zwischen dem Dienstleister und Microsoft darauf geachtet werden, dass alle benötigten Produkte auch durch die entsprechenden Amendements in den erforderlichen Szenarien zur Verfügung stehen. Da der Dienstleister hier eine Reihe von Verpflichtungen eingeht, muss er sicherstellen, dass diese in seinen vertraglichen Regelungen gegenüber dem Kunden ebenfalls berücksichtigt werden.

Für die monatliche Erhebung und Abrechnung der Verbrauchsdaten in Richtung Microsoft sind die Einhaltung eines strikten Zeitplans und ein hoher Automationsgrad erforderlich.

Dies beginnt damit, dass die Meldung der monatlichen SPLA-Verbräuche bis zum zehnten Kalendertag des Folgemonats bei Microsoft vorliegen muss. Bedenkt man, welche internen Prozessschritte hierzu in diesem kurzen Zeitraum befolgt werden müssen, können zehn Kalendertage eine Herausforderung darstellen. Dies beginnt damit, dass Wochenenden und Feiertage in den genannten zehn Kalendertagen inkludiert sind, also NICHT fristverlängernd wirken. Weiterhin sind innerhalb dieser Frist Auswertungen der vorgenommenen Verbrauchsmessungen durchzuführen, ggf. bilaterale Abstimmungen mit dem Kunden mit Hilfe des Service Managements vorzunehmen und nicht zuletzt interne Einkaufsprozesse des Dienstleisters abzuwicklen.

Die bereits angesprochene Verbrauchsmessung ist als High-Watermark-Messung zu realisieren, d.h. es ist eine konstante Messung der Lizenzverbräuche erforderlich. In älteren Versionen der SPLA-Verträge war vereinzelt eine stichtagsbezogene Messung möglich, dies ist heute jedoch nicht mehr der Fall, denn die High-Watermark-Messung ist inzwischen vertraglich festgelegter Standard. Das bedeutet insbesondere in großen Hosting-Umgebungen mit vielen verschiedenen Produkten und Kunden, dass ein hohes Datenaufkommen entsteht, welches monatlich innerhalb der genannten Frist von zehn Kalendertagen ausgewertet werden muss.

Das Resultat ist ein sehr hoher Anspruch in Richtung Prozesse und Automation, ohne die eine fristgerechte und mit vertretbarem Aufwand erzeugte Verbrauchsmeldung kaum möglich ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Metriken in der SPLA-Lizenzierung von der allgemein bekannten On-Premise-Kauflizenzierung oder der Cloud-Lizenzierung teilweise deutlich unterscheiden. Herkömmliche Tools zum Lizenzmanagement sind also im Bereich SPLA nicht immer geeignet. Dies kann soweit führen, dass mangels spezifisch geeigneter Lizenzmanagement-Tools individuelle Mess- und Auswertungsverfahren entwickelt werden müssen.

Da die Lizenzierung einer Umgebung in der Regel nicht nur auf Basis eines einzigen Lizenzmodells erfolgt, sondern Kombinationen verschiedener Modelle die Regel sind (z. B. in Kombination mit beigestellten Kauflizenzen und/oder Cloudlizenzen wie Office 365), ist die Abgrenzung der zur Meldung an Microsoft erforderlichen Lizenzen (insbesondere bei einem hohen Automationsgrad) ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, empfiehlt sich die Verwendung eines durchgängigen Datenmodells, welches beginnend bei Service-Design und Vertrieb, über den technischen Betrieb bis hin zu Lizenzmessung und Reporting einheitlich angewandt wird.

 

Fazit

SPLA bietet als spezielles Lizenzmodell für Dienstleister und Hoster viele Chancen, aber gerade im Bereich der automatisierten Messungen und Auswertungen auch eine Vielzahl an Herausforderungen.

Für Kunden des Dienstleisters kann insbesondere das Kostenmodell und das hohe Maß an Flexibilität von Vorteil sein.

Vor der Einführung von SPLA im Hause eines Dienstleisters empfiehlt sich jedoch

  • eine genaue Analyse der Einsatzszenarien und Services,
  • das Design und die Einführung geeigneter Prozesse,
  • die Erstellung eines Konzepts und dessen Implementierung zur Automatisierung der Messungen und Auswertung, sowie als dazugehörige Grundlage
  • die Entwicklung eines durchgängigen Datenmodells.

Erst dann können Dienstleister und Kunden in vollem Umfang von den Vorteilen des SPLA-Lizenzmodells partizipieren.