Es ist wieder so weit, der Herbst ist gekommen und die Softwarehersteller müssen versuchen, die Umsatzziele im vierten Quartal zu übertreffen. Worauf Sie sich bei den Herstellern vorbereiten müssen und welche Trends sich in den Auditansätzen abzeichnen, versuchen wir in regelmäßigen Abständen aufzugreifen und in einem breiteren Kontext darzustellen.

Die Neuigkeiten aus dem Auditgeschäft gliedern sich nach den großen und kleinen Softwareherstellern und basieren sowohl auf öffentlich publizierten Informationen als auch auf Interna aus unserem Beratungsgeschäft. Gerüchte und andere nicht bestätigte Informationen sind entsprechend gekennzeichnet.

Entwicklungen in den ersten drei Quartalen 2018

In 2018 haben sich bis dato folgende Hersteller besonders hervorgetan:

Oracle, SAP, IBM, Microsoft

Bei den genannten großen Softwareherstellern ist deutlich die Strategie erkennbar, die Kunden mit Hilfe von Audits in die jeweiligen Cloud-Angebote der Hersteller zu überführen. Hier gilt es, sorgfältig zwischen den vermeintlich günstigen Cloud-Angeboten und einer gegebenenfalls durchzuführenden Nachlizenzierung abzuwägen. (Quelle und Quelle)

Microsoft

Microsofts aktuelle Preiserhöhung zum 1. Oktober (HiSolutions berichtete) der „per Device“-Lizenzen bestätigt die Anfang des Jahres postulierte Strategie (s. o.), die Kunden zu den herstellerspezifischen Cloud-Angeboten greifen zu lassen. (Quelle)

Weiterhin kursieren Gerüchte, dass Microsoft sich zukünftig verstärkt der Prüfung von SPLA (Software Provider License Agreements) widmen wird. Sobald dazu etwas offiziell verkündet werden sollte, wird HiSolutions Sie an dieser Stelle darüber informieren.

SAP

Mit Einführung der aktuellen Preis- und Konditionenliste (Q2 2018) hat SAP auf die Unzufriedenheit der Kunden reagiert und die Lizenzierung der indirekten Nutzung geändert. Anstelle der bisher in der Preisliste angebotenen Lizenzierung der Nutzung über die Anzahl der Aufträge und Bestellungen erfolgt ab April 2018 eine dokumentenbasierte Lizenzierung. Nähere Informationen hierzu finden sich auch im HiSolutions SAM-News Blog.

Die verstärkte internationale Suche nach Personal (Senior- sowie Juniorauditspezialisten) im Auditbereich von SAP in Q4 2017, die auf eine erhöhte Auditaktivität seitens SAP schließen lässt, bestätigt sich nun in Form einer organisationsstrukturellen Änderung. Das Auditteam wurde vom Salesteam gelöst, sodass sich das Auditteam nur auf die zusätzlichen Einnahmen aus den Audits stützen kann. (Quelle und weitere Quelle nicht mehr online verfügbar. Auf Anfrage kann diese bereitgestellt werden.) Es ist daher zukünftig mit erhöhten Auditaktivitäten zu rechnen.

Oracle

Auch Oracle scheint seine Prüfungsaktivitäten weiter zu verstärken, obwohl der Hersteller nicht in der Lage ist, seine Kunden beim Einsatz von Oracle-Produkten in virtuellen Umgebungen kosteneffizienter zu unterstützen. Oracle scheint mit Audits auch das Ziel zu verfolgen, seine Kunden von der eigenen Cloud-Infrastruktur überzeugen zu wollen (s. o.).

Darüber hinaus legt Oracle zurzeit verstärkte Aufmerksamkeit auf Kunden, deren Umsätze mit Oracle-Produkten rückläufig sind oder deren Konzernverträge (insbesondere Unlimited License Agreements, ULA) auslaufen. (Quelle) Sollten sich Kunden in einer derartigen Situation befinden, steigert dies signifikant die Wahrscheinlichkeit, mit einer Auditanfrage konfrontiert zu werden.

Des weiteren hat Oracle angekündigt, Java kostenpflichtig zu machen (HiSolutions berichtete). Es ist daher nur eine Frage der Zeit bis Oracle die damit verbundenen Produkte auditieren möchte.

IBM

HiSolutions Kunden berichten, dass IBM seine Audit-Aktivitäten im Nonprofit- und Regierungssektor verstärkt. Die Auditanforderungsschreiben von IBM sind in dem Bereich sehr allgemein gehalten und reichen für eine Auditdurchführung oft nicht aus. Aber auch Kunden aus dem privaten Sektor (Industrie) berichten von verstärkten Auditaktivitäten.

VMWare

Auch VMWare-Audits nehmen bei den HiSolutions-Kunden zu, besonders zum Ende der Laufzeit von ELAs (Enterprise License Agreement) wird gerne ein Audit der VMware-Nutzung durchgeführt. Aufgrund des anstehenden Technologiewechsels auf Docker und Containertechnologie ist zu vermuten, dass VMware in Zukunft seine Auditpraxis weiter verstärken wird.

Quest Software

Ende 2016 verkaufte Dell sein Quest-Investment an Finanzinvestoren. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Prüfungsaktivitäten von Quest bald wieder zunehmen werden. (Quelle) Diese Annahme hat sich unter anderem durch den Fall Nike bestätigt, welcher inzwischen vor Gericht verhandelt wird. (Quelle) Gleichzeitig ergab eine Umfrage der IBSMA (International Business Software Managers Association), dass Quest Software Audits im Jahr 2018 mehr in Erscheinung treten werden. (Quelle) Die Übernahme von Metalogix durch Quest Software sollte Kunden von Metalogix aufhorchen lassen. Auch hier können Audits nun häufiger vorkommen.

Micro Focus

Nach einer Warnung vor einem starken Umsatzrückgang fielen Anfang diesen Jahres die Aktien des Herstellers Micro Focus um 55 %, woraufhin der Vorstandsvorsitzende Chris Hsu das Unternehmen verlassen hatte. Nur ein paar Monate später wurde bekannt, dass Micro Focus sein SUSE-Geschäftsfeld an EQT Partners verkaufen wird. (Quelle) Da Micro Focus in der Vergangenheit vielen HiSolutions-Kunden Auditanfragen geschickt hat, ist davon auszugehen, dass die Auditpraxis weiter vorangetrieben wird.

Cisco

Cisco hat Mitte 2017 ein neues Vertragsmodell eingeführt, welches zusätzliche Prüfungsklauseln enthält. Es ist daher wahrscheinlich, dass Cisco bald ein Auditgeschäft aufbauen wird. (Quelle) Diese Annahme bestätigt sich ebenfalls durch die Umfrage der IBSMA. (Quelle)

Middleware-Anbieter

Auch einige Anbieter von Middleware versuchen sich ein Beispiel an SAP zu nehmen und möchten vom Audit-Geschäft profitieren. Noch sind es vereinzelte Meldungen (Software AG, TIBCO, workMETHODS u. a.), sobald sich diese verstetigen, wird an dieser Stelle berichtet.

Allgemeines

Einer Umfrage der IBSMA zufolge ist auch mit erhöhten Auditaktivitäten von bisher nicht aggressiv auditierenden Firmen wie Citrix, Google und Salesforce zu rechnen. Ebenfalls werden die am meisten genannten Hersteller mit aktiven Auditprogrammen genannt: Adobe, Attachmate, Autodesk, HPE/MicroFocus, IBM Microsoft, Oracle, SAP, Symantec und VMware. (Quelle)

Fazit

Für die großen Softwarehersteller scheint es das Ziel zu sein, ihre Kunden mit Hilfe von Audits zu den Cloudangeboten zu bewegen, da diese stabilere Umsätze versprechen. Vor allem Kunden, welche noch nicht in die Cloud migriert haben, können deswegen zukünftig mit erhöhten Auditanfragen dieser Hersteller rechnen. Das bedeutet für Sie: Überlegen Sie sich, inwiefern eine proaktive Vorbereitung auf solche Auditsituationen notwendig und sinnvoll ist.

Wenn eine Migration in die Cloud aktuell für Sie nicht in Frage kommt, ist ein besonderer Fokus auf den vertragskonformen Einsatz von Software von Vorteil. Insbesondere da mittlerweile teilweise nur noch Cloud-Produkte mit sehr eingeschränkten On-Premise-Rechten verfügbar sind. Verhandeln Sie daher ggf. proaktiv mit Ihrem Softwarehersteller über eine Verlängerung Ihrer bestehenden
(On-Premise-)Verträge.

Die ersten drei Quartale zeigten zudem, dass sich nicht nur Kunden von großen Softwareherstellern auf Audits gefasst machen müssen, sondern auch auf mittlere und weniger auditbekannte und -aktive Softwarehersteller einstellen sollten. Gehen Sie daher Ihr Softwareportfolio proaktiv durch und prüfen Sie dieses auf Risiken.

 

Was Sie im Falle einer Auditanfrage zunächst tun können, erfahren Sie hier.