Oracle hat ihre Roadmap für den Java SE Support geändert. Demnach werden ab Januar 2019 keine öffentlichen Updates für Java SE 8 mehr zur Verfügung gestellt. Auch der Releasezyklus hat sich rundherum erneuert. So sollen mit Einführung von Java SE 11 alle 6 Monate Feature Releases (zum März und September des jeweiligen Jahres) sowie Wartungs- und Security Updates jedes Quartal durchgeführt werden. Darüber hinaus wird mit Java SE 11 eine sogenannte Long-Term-Support-Version (LTS) etabliert, für welche ein Release alle drei Jahre vorgesehen ist. Als spezielles LTS-Release wird Java SE 8 deklariert.
Die Java Versionen SE 9 und SE 10 werden ohne LTS angeboten. Updates für SE 9 gab es somit nur bis März 2018. Für SE 10 werden die letzten Updates im September dieses Jahres angeboten.
Auch zum ersten Feature Release im September 2018 für Oracle Java SE 11 (18.9 LTS) gibt es bereits bekannte Neuerungen. So wird das JavaFX dann nicht mehr im Oracle Java Development Kit (JDK) enthalten sein. Es wurde neu als Open Source und eigenständig verfügbare Bibliothek entwickelt. Das Oracle JDK und Builds von Oracle OpenJDK für Releases von Java SE 11 und höher sind daher ab sofort austauschbar. Neu ist auch, dass das Oracle JDK lizenzgebührenfrei nur noch für Entwicklungs-, Test-, Prototyping- oder Demonstrationszwecke verfügbar sein wird.
Lizenzierung des Java SE Pakets.
Die Lizenzierung erfolgt über das Oracle Binary Code License Agreement for Java SE Platform Products (Java BCLA). Das bedeutet, dass das Standard Java SE (immer in der aktuellsten Version) weiterhin kostenfrei nutzbar ist. Für die Commercial Feature sind, wie in den Lizenzbedingen nachzulesen, zusätzliche Lizenzen zu erwerben. Wichtig zu wissen ist, dass diese im freien Download Package mit enthalten sind und einzeln als „not used“ geflagged werden müssen. Ansonsten gelten diese als aktiviert und in Benutzung. Die Commercial Features aus den Java SE Produkten sowie ihre mögliche Nutzung unter dem jeweiligen Java SE Produkt sind in folgender Tabelle dargestellt (N steht für: Die Nutzung ist in dem jeweiligen Produkt nicht erlaubt.):
Commercial Feature | Java SE Advanced / Java SE Advanced Desktop | Java SE Suite |
Java Flight Recorder | Y | Y |
Java Mission Control | Y | Y |
Java Advanced management control | Y | Y |
MSI Enterprise JRE Installer | Y | Y |
JRE Usage Tracking | Y | Y |
JRockit Flight Recorder | Y | Y |
JRockit Mission Control Console observability | Y | Y |
JRockit Mission Control Memory Leak Detector observability | Y | Y |
JRockit Realtime, Deterministic GC | N | Y |
Die Java SE Produkte können je nach Produkt Edition per Named User oder per CPU lizenziert werden. Seit Juni 2018 kann die Subscription als weitere Lizenzierungsform ausgewählt werden.
Warum ist die Aktualisierung der Roadmap so interessant?
Das bisherige Angebot von Java business JDK und Java Business JDR ist von Oracle durch Java SE Advanced, Java SE Advanced Desktop und Java SE Suite ersetzt worden. Somit sind in den Java SE Produkten nun in unterschiedlicher Zusammensetzung folgende Features enthalten:
- JRE (Server or regular packages)
- JDK
- Java Advanced Management Console
- Microsoft Windows Installer (MSI) Enterprise JRE Installer
- JavaFX Runtime
- JRockit JDK
- JRockit Mission Control
- Java for Business JRE
- Java for Business JDK
Bezogen auf die Ankündigung von Oracle für Java SE 8 keine öffentlichen Updates ab Januar 2019 mehr durchzuführen, bedeutet dies auch keine Fixes mehr für das JDK und JRE.
Für Nutzer, die einen kontinuierlichen Zugang zu kritischen Bugfixes und Security fixes ebenso wie generelle Wartung für Java SE 8 benötigen, bietet Oracle einen langfristigen Support (entweder Premier Support oder den Extended Support) für die Produkte Oracle Java SE Advanced, Oracle Java Advanced Desktop oder Java SE Suite an. Damit verlängert sich der Support-Zeitraum für Java SE 8 bis 2025. Dies könnte u.a. deshalb von Vorteil sein, da Java SE 8 den letzten gültigen und supporteten Deployment Stack enthält sowie den Support für Java Web Start und das Java Plugin. Konkret bedeutet dies, dass Java Web Start bis zum Ende des Java SE 8 Extended Support also März 2025 und das Java-Plugin (Java Applets) bis März 2019 weiter Updates erhält. Das Java FX wird unter Java SE 8 bis März 2022 weiter mit Updates versehen.
Nach der aktuellen Preisliste von Oracle (Stand: Juni 2018) sind folgende Kosten in US-Dollar für das jeweilige Java SE Produkt aufzubringen:
Named User Plus | Software Update License & Support | Processor-license | Software Update License & Support | |
Java SE Advanced Desktop | 40 | 8.80 | – | – |
Java SE Advanced | 100 | 22 | 5,000 | 1,100 |
Java SE Suite | 300 | 66 | 15,000 | 3,300 |
Die Preise für Java SE Subscription (Stand: August 2018) belaufen sich auf folgende Kosten in US-Dollar:
Named User Plus | monthly price per user | |
Java SE Desktop Subscription | 1 – 999 | 2.50 |
1,000 – 2,999 | 2 | |
3,000 – 9,999 | 1.75 | |
10,000 – 19,000 | 1.5 | |
20,000 – 49,000 | 1.25 | |
50,000 + | Contact Oracle for Details |
Number of Processors | monthly price per processor | |
Java SE Subscription | 1 – 99 | 25 |
100 – 249 | 23.75 | |
250 – 499 | 22.50 | |
500 – 999 | 20 | |
1,000 – 2,999 | 17.50 | |
3,000 – 9,999 | 15 | |
10,000 – 19,000 | 12.50 | |
20,000 + | Contact Oracle for Details |
Empfehlung für das Handling dieser Informationen
Kurzfristig sollte geprüft werden wann, wo und wofür Java im Unternehmensumfeld genutzt wird. Auch ist zu prüfen welche Java SE Version derzeit im Einsatz ist. Auf Grundlage dessen ist dann die Entscheidung zu treffen, ob Systeme oder Applikationen abgeschafft, die Java SE Version auf das letzte Major Release angehoben oder mit einem Alternativprodukt wie dem OpenJDK betrieben werden kann.
Das OpenJDK ist kostenfrei nutzbar und wird unter der GPLv2 lizenziert, beinhaltet jedoch die Classpath Exception und kann somit ohne Lizenzinfektion des eigenen Codes verlinkt werden. Die Nutzung an sich ist zwar kostenfrei, Support muss jedoch darüber hinaus, sofern benötigt, mit beschafft werden. In der Red Hat Enterprise Subscription ist diese jedoch bereits enthalten.
Alternativ können auf Basis der aktuellen Oracle Preisliste Rückstellungen für die zusätzlich anfallenden Lizenzkosten gebildet werden.
Langfristig ist eine Umstellung aller in Java implementierten Applikationen auf OpenJDK zu empfehlen. Zu beachten ist, dass auch wenn die Umstellung für Applikationen in den meisten Fällen transparent ist, der Einsatz von OpenJDK als Anforderung innerhalb des Entwicklungsprozesses definiert wird und den Entwicklern dadurch bekannt ist. So kann die Nutzung von OpenJDK bereits in der Entwicklung und entlang des Staging-Prozesses gewährleistet werden.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website:
HiSolutions Java Risikoanalyse
HiSolutions Oracle Lizenzberatung
Siehe auch: „Achtung: Java-Lizenzierung – Was Sie jetzt tun müssen!“