Sub-Capacity-Lizenzierung & IBM License Metric Tool – Risiko oder Chance?

IBM-Kunden, die sich in der virtualisierten Umgebung für die Sub-Capacity-Lizenzierung entscheiden, sind unter bestimmten Umständen dazu verpflichtet, das IBM License Metric Tool (ILMT) für die Verwaltung und Überwachung der Software zu verwenden.

Doch welche Herausforderungen oder gar Risiken kann der Einsatz des ILMT mit sich bringen?

Sub-Capacity-Lizenzierung verpflichtet zur ILMT-Nutzung

Entscheiden sich IBM-Kunden in der virtualisierten Umgebung für die Sub-Capacity-Lizenzierung, dann sind sie zur Verwendung des ILMT angehalten/ verpflichtet. Nur in dann wenn die folgenden Voraussetzungen zutreffen ist die ILMT-Nutzung freiwillig:

  • Wenn die berechtigte Virtualisierungsumgebung oder das berechtigte Sub-Capacity-Produkt von ILMT noch nicht unterstützt wird;
  • Wenn das Unternehmen des Kunden weniger als 1.000 Mitarbeiter und Auftragnehmer hat, der Kunde kein Service-Provider ist (ein Unternehmen, das entweder direkt oder über einen Reseller IT-Services für Endkunden erbringt) und keinen Service-Provider mit der Verwaltung seiner Umgebung, in der berechtigte Produkte eingesetzt werden, beauftragt hat, und die physische Gesamtkapazität der Unternehmensserver des Kunden, gemessen ausgehend von der vollen Kapazität, jedoch zu Sub-Capacity-Lizenzierungsbedingungen lizenziert, weniger als 1.000 PVUs beträgt;
  • Wenn die Server des Kunden für die volle Kapazität lizenziert werden.

(Quelle: http://public.dhe.ibm.com/software/passportadvantage/PA_Agreements/PA_Agreement_German.pdf)

Das IBM License Metric Tool ist das hauseigene, für Passport Advantage-Kunden kostenlose Tool der IBM zur Verwaltung der Lizenzbedarfe auf der Basis von Prozessor-Value-Units (PVU). Das Tool berechnet den Bedarf an PVU-Lizenzen der installierten, Passport Advantage-Software – insbesondere unterstützter virtualisierter Server.

Anders als bei der Full-Capacity-Lizenzierung: Hier wird unabhängig von der tatsächlichen Nutzung die Gesamtzahl der Prozessorkerne in dem physischen Server, auf dem ein Produkt installiert ist, als Basis für die Berechnung der Lizenzbedarfe herangezogen. Dieser Zustand treibt die Lizenzkosten in die Höhe und ist zumeist nicht an den Bedarfen der Unternehmen ausgerichtet.

Doch bringt die Sub-Capacity-Lizenzierung tatsächlich die erwünschten Einsparungen und Vorteile?

Der Einsatz von ILMT birgt nicht zu unterschätzende Herausforderungen und Risiken

Die Installation und Nutzung von ILMT birgt einige Risiken und bringt einige Herausforderungen mit sich, deren sich viele IBM-Kunden nicht bewusst sind. Denn in den Promotionsveröffentlichungen des Herstellers ist selten die Rede von etwaigen Fallstricken.

Sind diese Fallstricke nicht bekannt oder werden diese ignoriert, können erhebliche Kosten und Nachzahlungen für Lizenzen aufgrund der entstandenen Incompliance-Situationen fällig werden und eine Umstellung des Lizenzmodells von Sub- auf Full-Capacity erfolgen.

Denn die Voraussetzungen zum Einsatz von Sub-Capacity werden von IBM definiert. Werden diese nicht eingehalten, so gilt die Sub-Capacity-Regelung nicht mehr und es kommt Full-Capacity zur Anwendung.

Wenn bspw. seitens IBM Einschränkungen zu Betriebssystemen, Prozessoren und der Virtualisierungsumgebung geändert werden, so haben Kunden in der Regel 180 Tage Zeit ihre Umgebung anzupassen. Wird dieses Ziel verfehlt, sind die Voraussetzungen für Sub-Capacity nicht mehr gegeben und damit gilt die Full-Capacity-Lizenzierung, die erheblich teurer ist.

Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Implementierung und der Betrieb des Tools. Diese sind kein Selbstläufer, sondern bedürfen stetiger Überwachung und sofortiger Reaktion, beispielsweise auf Updates etc. Auch nach der Deinstallation darf die ILMT-Umgebung erst nach einer zweijährigen Laufzeit entfernt werden.

Für eine korrekte Konfiguration sowie eine regelmäßige Überprüfung und Plausibilisierung der Ergebnisse des Tools wird Spezialwissen hinsichtlich der IBM-Produkte (Bundeling) und der ILMT-Berechnung benötigt. Weiterhin bedarf es spezieller Prozesse hinsichtlich eines Compliance-gerechten Einsatzes des Tools.

Außerdem sollten Sie sich bewusst sein, dass durch den Einsatz des ILMT die gesamte IBM Software Umgebung transparent gemacht wird. Damit werden Compliance-Probleme sofort sichtbar und können im Falle eines Audits von IBM eingesehen und nachvollzogen werden. Es kann vorkommen, dass deinstallierte Software im ILMT-Report auftaucht, was im Falle eines Audits zu Schwierigkeiten führen könnte. Somit bedarf es einen verantwortlichen Mitarbeiter, der die Reports regelmäßig auf solche Unregelmäßigkeiten prüft, um aktiv Maßnahmen einzuleiten. Aus diesen Gründen muss ILMT auch prozessual korrekt aufgesetzt und gepflegt werden (bspw. im Hinblick auf Change- und Portfoliomanagement).

Damit setzt IBM voraus, dass der Kunde für den ordentlichen Betrieb und der kontinuierlichen Überwachung des Tools verantwortlich ist. Werden Fehler seitens des Tools nicht rechtzeitig erkannt und gemeldet, lässt IBM selten mit sich reden und bezieht in ihre Betrachtung oft die fehlerhaft erstellten Reports ein, was zu deutlichen Mehrkosten und Nachzahlungen, meist in Millionenhöhe, für den Kunden führen kann.

Doch trotz der vielen Herausforderungen kann ein geplanter und ordentlicher Einsatz des ILMT auch Chancen und eine deutliche Optimierung der IBM-Lizenzkosten mit sich bringen.

Die Verwendung von ILMT genau planen und den Einsatz überwachen

Aus den vorangegangenen Herausforderungen können jedoch auch Chancen abgeleitet werden, die im Vergleich zur Full-Capacity-Lizenzierung einen kostengünstigeren Einsatz der IBM-Softwareprodukte und einen hohen Grad an Transparenz gewährleisten. Planen Sie daher den Einsatz des ILMT gewissenhaft.

Etablieren Sie Prozesse und Verantwortungen, die einen reibungslosen Betrieb des ILMT gewährleisten.

Schulen Sie die verantwortlichen Mitarbeiter im Hinblick auf das Produkt-Bundeling, so dass sie in der Lage sind einschätzen zu können, ob die ausgelesenen Daten aus den Reports plausibel sind und ggf. entsprechende Maßnahmen zur Bereinigung durchführen/ veranlassen können. Zwar müssen die Korrekturen begründet werden, wer jedoch die Lücken kennt, wird darauf vorbereitet sein.

Prüfen Sie die Reports, Protokolle und Vermessungsergebnisse genau – auch auf bereits deinstallierte Software, um die Ausweisung einer Unterlizenzierung zu vermeiden bzw. aufzudecken und argumentieren zu können.

Unter den richtigen Bedingungen kann der Einsatz des ILMT nutzbringend sein und IBM-Lizenzkosten einsparen

Sind sich IBM-Kunden der Fallstricke und Komplexität bewusst und gehen diese aktiv an, so ist die Sub-Capacity-Lizenzierung mit dem Einsatz des ILMT eine durchaus gute Option, um Transparenz über die eigene Lizenzsituation zu erreichen und Lizenzkosten zu optimieren und damit das Auditrisiko zu senken.

Aufgrund der Komplexität der Sub-Capacity-Lizenzierung ist erfahrenes Personal unerlässlich.  Ggf. ist es sinnvoll, die Einführung von einem erfahrenen Berater begleiten zu lassen, um so die Erfahrungswerte aus anderen Unternehmen einfließen zu lassen. Dieser kennt die Fallstricke, kann diese aufdecken und gezielt angehen.

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